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Die Autorin betrachtet den ev. Predigtext, die 1. kath. Lesung und die kath. Evangeliumslesung. Stichworte zur Nachhaltigkeit: ernsthafte Gebete veerändern die Betenden und darüber die Welt, Gebet als Voraussetzung für Weisheit, Absage an vordergründige Werte / Ziele (Jak 5; Weish 7); Nachfolge als Team erleben, loslassen können lernen (Mk 10) |
Predigtsituation - Kirchenjahreszeit Der Sonntag liegt in vielen Bundesländern in den Herbstferien. Zwischen Erntedank und Allerheiligen ist der 19. Sonntag nach Trinitatis bzw. der 28. Sonntag im Jahreskreis von Themen wie Weisheit, Gotteserkenntnis (kath.) und Heilung (ev.) bestimmt. Er bietet die Gelegenheit, mit dem Jakobus-Brief oder dem Weisheitstext eine Predigt zu halten, die auf die eigene Lebens- und Gotteserkenntnis ausgerichtet ist, um daraus Nachhaltigkeiten im eigenen Lebensvollzug abzuleiten. Andererseits ist es auch möglich, Jesus in den Mittelpunkt zu stellen und seine Forderungen an den reichen Jüngling auf Nachhaltigkeit hin zu untersuchen. Ev. Predigttext: Jakobus 5, 13-16 Exegetische Hinweise Das Thema des Jakobus-Briefes sind die sozialen Probleme zwischen Armen und Reichen in der christlichen Gemeinde, die bis Jak 5, 6 verhandelt werden. Der Schluss des Briefes mahnt zur Geduld (5, 7-12) und zum Gebet bei Krankheit und Sünde (5, 13 ff). Assoziationen
Jak 5, 15: Das Gebet hilft einem Kranken und richtet ihn auf. Ein Sündenbekenntnis führt zur Vergebung aus Gottes Gnade. Ernsthafte Gebete führen demnach zu Veränderungen derer, die sie beten. Die Ernsthaftigkeit besteht im schonungslosen Erkennen und Bekennen der eigenen kranken und sündhaften Situation. Erst wenn ich selbst den Unfrieden, die Ungerechtigkeit und die Zerstörung der Schöpfung in meinem Leben direkt vor Gott bringe, kann sich etwas verändern - hin zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Dann erst wird auch eine Heilung meiner Seele möglich. Kath. 1. Lesung: Weisheit 7, 7-11 Exegetische Hinweise Weish 6, 22-11, 1: Lob der Weisheit als der Führerin zum Leben. Im Buch der Weisheit werden die Weisheitsvorstellungen des hellenistischen Judentums in der Diaspora weiterentwickelt. Die Entstehung des griechisch verfassten Texts wird zwischen 25 v. Chr. und 50 n. Chr. vermutet. Die eigene jüdische Religion wird als die wahre Weisheit angesehen. Das Christusgeschehen hat noch keinen Einfluss darauf. (Jan Christian Gertz (Hg.): Grundinformation Altes Testament, Göttingen 2009, 3. Auflage) Assoziationen
Bezug zu Nachhaltigkeit Weisheit hat mit Zeit zu tun. Der Verfasser von Weish 7 nennt das Beten als Voraussetzung, um Weisheit zu erlangen. Wer Zeit mit Gott verbringt, wird weise. Oder im Umkehrschluss: Eine schnelle Welt wird dumm! Weisheit ist die Grundlage, um nachhaltig zu handeln, denn sie lässt sich nicht von vordergründigen Dingen ablenken. Sie verweist Macht, Reichtum, Gesundheit, Schönheit und sogar Licht auf die hinteren Plätze. Damit erteilt sie fast allem, was in unserer Gesellschaft von Bedeutung ist, eine Absage. Das ist die Spannung in der Predigt. Nachhaltig handeln ist daher mehr als Mülltrennung oder Windräder, sogar mehr als Mindestlohn und Kapitalertragssteuer: Es ist eine Grundhaltung, die aus der Weisheit gespeist wird. Wer betet, hat die Chance, diese zu erlangen. Ora et labora: Wer betet, kann auch nachhaltig arbeiten. Kath. Evangelium: Markus 10, 17-30 Exegetische Hinweise Der Verfasser schreibt als Judenchrist für eine gemischte Gemeinde aus Heiden- und Judenchristen um ca. 70 n. Chr. in Rom. Mk 10, 1-31 wird gelegentlich als "Katechismus" bezeichnet, da es die Konsequenzen der Nachfolge aufzeigt - in Fragen der Ehe, des Umgangs mit Kindern und mit Besitz. (Petr Pokorný / Ulrich Heckel: Einleitung in das Neue Testament, Tübingen 2007) Assoziationen
Nachfolge Jesu bedeutet loszulassen. In dem Wissen, dass Gottes Gnade alles Leben schenkt, ist ein ängstliches Festhalten an Dingen unangebracht. Doch das will gelernt sein. Die Angst der deutschen Wirtschaft, nicht mehr zu den führenden Exportnationen zu gehören, besteht, weil Manager nicht loslassen können. (Oder wenn sie es tun, sind sie raus aus dem Spiel.) Die Angst, dass polnische Arbeiterinnen und Arbeiter die Preise in Deutschland drücken, besteht, weil wir die Vorstellung, besser zu sein, nicht loslassen können. Nachfolge Jesu heißt, in der Welt als Team zu spielen. "Kooperation statt Konkurrenz" (siehe das gleichnamige Buch von Christian Felber, Wien 2009). Nur in der Zusammenarbeit können Entscheidungen getroffen werden, die zu einer weltweiten Nachhaltigkeit führen. Dies beginnt aber nicht erst auf Regierungsebene, sondern mit jedem einzelnen Menschen, der an Jesus die Frage stellt: "Was muss ich tun?" Und auch bei allen Rückschlägen im eigenen Bemühen sagt Jesus uns die Gnade Gottes zu, die uns leben lässt - in dieser Welt und in der kommenden. |
Ivonne Heinrich, Westerburg |
evang. Reihe IV: Jak 5, 13-16 |
kath. 1. Lesung: Weish 7, 7-11 |
kath. 2. Lesung: Hebr 4, 12-13 |
kath. Evangelium: Mk 10, 17-30 |